Liebe Friedensfreund*innen,
mit diesem Newsletter wollen wir Euch über Aktuelles im DFG-VK-Landesverband Baden-Württemberg und darüber hinaus informieren:
1. Rückblick auf die Verleihung des Ulli-Thiel-Friedenspreises am 14. Juli 2022 in Karlsruhe;
2. Pacemakers-Radmarathon für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen am 6. August 2022;
3. U35-Vernetzungs- und Weiterbildungstreffen vom 26. bis 28. August 2022 in Stuttgart;
4. Gedenk- und Aktionstage im August 2022.
1. Rückblick auf die Verleihung des Ulli-Thiel-Friedenspreises am 14. Juli 2022 in Karlsruhe
Der von der Evangelischen Landeskirche in Baden, der DFG-VK Baden-Württemberg, pax an! und pax christi in Baden-Württemberg ausgelobte Ulli-Thiel-Friedenspreis für baden-württembergische Schüler*innen wurde am 14. Juli zum dritten Mal im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe verliehen.
Ulli Thiel (1943–2014) war Sonderschullehrer, Friedensaktivist und Ideengeber der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm im Jahr 1983, der bislang größten Aktion der Friedensbewegung in Deutschland. Von ihm stammt der Slogan »Frieden schaffen ohne Waffen«, der das Motto des Preises bildet.
Den mit 500 Euro dotierten ersten Preis erhielt die Schülermitverantwortung (SMV) der Bodenseeschule St. Martin in Friedrichshafen, die anlässlich des Krieges in der Ukraine unter dem Motto »Wir ziehen in den Frieden« einen Sternmarsch von 2500 Schüler*innen verschiedener Friedrichshafener Schulen mit anschließender Kundgebung auf dem Adenauerplatz in Friedrichshafen am 17. März organisiert hatte.
Der zweite Preis in Höhe von 400 Euro ging an die Lerngruppe 3b der Spitalhofschule Ulm, die ausgehend von einem Liedtext, in dem ein Engel Samenkörner des Friedens verteilt, Elfchen-Gedichte geschrieben, sie mit Blumensamen in kleine Tüten gepackt und anschließend auf dem Ulmer Münsterplatz an Passant*innen verteilt und das dazugehörige Lied gesungen hatte.
Ein Rap von zwei Schülern und einem Lehrer des Melanchton-Gymnasiums Bretten und ein in Gemeinschaftsarbeit entstandenes Märchen der Klasse 3 der Hubert-Burda-Schule Offenburg-Fessenbach wurden als dritte Plätze mit je 250 Euro ausgezeichnet.
Ferner wurden ein Sonderpreis in Höhe von 100 Euro für den von Schüler*innen der Johanna-Wittum Schule Pforzheim gestalteten »Friedenskoffer« sowie vier Anerkennungspreise zu je 50 Euro an Schüler*innen des Robert-Gerwig-Gymnasiums Hausach, des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums Mannheim, des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Marbach am Neckar sowie der Alois-Schreiber-Gemeinschaftsschule Bühl vergeben.
2. Pacemakers-Radmarathon für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen am 6. August 2022
Am 6. August, dem Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima, werden die DFG-VK Baden-Württemberg, die Friedenswerkstatt Mutlangen, die Friedensinitiative Westpfalz, der RSC Bretten, das Friedensplenum Mannheim sowie pax an! den mittlerweile 18. Pacemakers-Radmarathon für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen veranstalten. Nach drei Jahren wird er wieder auf der traditionsreichen, ca. 340 km langen Strecke von Bretten über Neckargemünd, Mannheim, Kaiserslautern, Ramstein und Landau zurück nach Bretten führen. Die rund 150 Teilnehmer*innen der seit Monaten ausgebuchten Friedensradtour sowie die zahlreichen Helfer*innen in den Begleitfahrzeugen werden um 5:45 Uhr an der Stadtparkhalle Bretten starten, an der sie voraussichtlich gegen 20:50 Uhr wieder ankommen werden. Alle wichtigen Informationen zu der Veranstaltung finden sich auf der Webseite http://www.pace-makers.de/.
3. U35-Vernetzungs- und Weiterbildungstreffen vom 26. bis 28. August 2022 in Stuttgart
Von Freitag, dem 26. August bis Sonntag, den 28. August wird im Linken Zentrum Lilo Herrmann in Stuttgart ein Vernetzungs- und Weiterbildungstreffen des U35-Netzwerkes der DFG-VK mit Workshops zu verschiedenen Themen sowie einem Stadtrundgang zur antimilitaristischen Geschichte Stuttgarts stattfinden. Unser Geschäftsstellenleiter wird am Samstagvormittag von 10 bis 12 Uhr einen Workshop zum Thema »Von der deutschen Friedensbewegung übersehene Konflikte in Afrika« anbieten, in dem er zu Beginn ein Inputreferat zu den aktuellen Konflikten in der Westsahara und in Äthiopien halten wird, um dann anschließend mit den Teilnehmer*innen darüber zu diskutieren, wie wir die Aufmerksamkeit der deutschen Friedensbewegung bzw. unserer Organisation auf diese Konflikte lenken können. Angesichts der Tatsache, dass allein im vergangenen Jahr 5,142 Millionen Menschen in Äthiopien durch Konflikte und Gewalt, insbesondere durch den Bürgerkrieg in den nördlichen Regionen Afar, Amhara und Tigray, binnenvertrieben wurden, was in etwa der Hälfte der Bevölkerung von Baden-Württemberg entspricht, verwundert das diesbezügliche Schweigen der deutschen Friedensbewegung …
Alle anfallenden Kosten für An-/Abreise, Übernachtung und Verpflegung der Teilnehmer*innen an dem U35-Treffen in Stuttgart werden vom U35-Netwerk übernommen. Für die Anmeldung genügt eine formlose E-Mail an Fabian Grote (grote@dfg-vk.de).
4. Gedenk- und Aktionstage im August 2022
47. Jahrestag der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki am 1. August 1975
Am 1. August 1975 unterzeichneten die Vertreter von 35 Staaten des West- und Ostblockes die Schlussakte der »Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) in Helsinki, in der sie sich u. a. zum Verzicht auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt bekannten. Einer der Unterzeichner war der sozialdemokratische schwedische Ministerpräsident Olof Palme (1927–1986), der später mit der von ihm geleiteten »Unabhängigen Kommission für Abrüstung und Sicherheit« (1980–1982) das Konzept der »Gemeinsamen Sicherheit« entwickeln sollte. Angewendet auf die Gegenwart, lässt sich postulieren, dass es gemeinsame Sicherheit in Europa nur mit und nicht gegen Russland geben wird. Die internationale Staatengemeinschaft steht nun vor der Herausforderung, einerseits die Gesprächsfäden zu Russland nicht abreißen zu lassen, andererseits aber deutlich zu machen, dass ein Angriffskrieg zur Durchsetzung von Gebietsansprüchen die internationale Ächtung des Aggressors zur Folge hat. Je geschlossener letztere ausfällt, desto größer ist ihre abschreckende Wirkung zur zukünftigen Verhinderung weiterer möglicher Angriffskriege – man denke z. B. an den von der Volksrepublik China erhobenen territorialen Anspruch auf Taiwan. Der drohenden militärischen Durchsetzung des letzteren wird in Deutschland von der DKP, die sich bislang auch nicht zu einer klaren Verurteilung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine durchringen konnte, das Wort geredet, wie ein am 3. Juni 2022 in der DKP-Zeitung »Unsere Zeit« (UZ) erschienener Kommentar von Klaus Wagener zeigt: »Taiwan ist Teil Chinas. Hier gibt es nur eine Souveränität und territoriale Integrität Chinas, für welche die Volksbefreiungsarmee im Zweifel auch entschlossen kämpfen wird.« Leider macht der Pazifismus der DKP offenbar vor den Grenzen Chinas und Russlands Halt …
77. Jahrestage der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945
Die US-amerikanischen Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 waren die ersten und bislang einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem militärischen Konflikt. Da alle wichtigen Aufzeichnungen und Register in den beiden Städten zerstört wurden, ist die genaue Anzahl der durch die Explosion Getöteten bis heute unklar. Nach Schätzungen starben in Hiroshima bis zu 80.000 und in Nagasaki bis zu 40.000 Menschen direkt, ebenso viele wurden verletzt.
Zum Gedenken an diese verheerenden Atombombenabwürfe organisiert die DFG-VK-Gruppe Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Friedensbündnis Karlsruhe und der Kinemathek Karlsruhe eine Veranstaltungsreihe mit einer Mahnwache sowie Filmvorführungen und -gesprächen. Das vollständige Programm findet sich auf der Webseite der DFG-VK Baden-Württemberg (https://bawue.dfg-vk.de/hiroshima-und-nagasaki-gedenken-in-karlsruhe/).
118. Jahrestag der »Schlacht von Ohamakari« in »Deutsch-Südwestafrika«, dem heutigen Namibia, am 11. August 1904
Von der »Schlacht von Ohamakari« sprechen die Herero im Zusammenhang mit den in der deutschen Historiografie als »Schlacht am Waterberg« bezeichneten Gefechten zwischen ihren Vorfahren und der »Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika« am 11. August 1904. Der militärische Befehlshaber der Deutschen, Generalleutnant Lothar von Trotha, versuchte, die Herero einzukesseln, um sie in einer Umfassungsschlacht militärisch vernichtend zu schlagen. Dies misslang jedoch und die Herero entkamen in die Wüste Omaheke. Trotha ließ die Omaheke teilweise abriegeln und unterband durch nachsetzende Truppen die Wasserversorgung, so dass große Teile des Hererovolkes verdursteten. Dieses Vorgehen der deutschen Seite gilt in der Wissenschaft als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Rund 80 Prozent des Hererovolkes, in absoluten Zahlen 40.000 bis 60.000 Menschen, verloren damals ihr Leben.
Wer wissen möchte, was dies mit Baden-Württemberg zu tun hat, sollte den Stuttgarter Waldfriedhof besuchen. Dort findet sich eine 1929 aufgestellte Stele zur Erinnerung an die zwischen 1884 und 1918 in den deutschen Kolonien, u. a. in »Deutsch-Südwestafrika«, gefallenen württembergischen Soldaten. Dass dieser die deutschen Kolonialkriege heroisierende Gedenkstein nach wie vor ohne kommentierende Informationstafel auf dem ›Ehrenfeld‹ des Stuttgarter Waldfriedhofes steht, zeigt, wie weit wir noch als Gesellschaft von einem adäquaten Umgang mit unserer kolonialen Vergangenheit entfernt sind …

Stele auf dem Stuttgarter Waldfriedhof zur Erinnerung an die in den deutschen Kolonien gefallenen württembergischen Soldaten. Foto: Thomas Tews.
80. Jahrestag der Deportation von Jüdinnen und Juden von Stuttgart nach Theresienstadt am 22. August 1942
Am 22. August 1942 wurden 1078 Jüdinnen und Juden aus 58 Orten Württembergs, Hohenzollerns und Badens vom Stuttgarter Nordbahnhof in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nur 48 von ihnen überlebten.
Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und mit Unterstützung der Präsidentin des Landtages von Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stuttgart, des Landesbischofs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, des Bischofs der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg haben sich mehr als 20 Initiativen und Institutionen zur Planung und Realisierung einer Gedenkveranstaltung am Sonntag, den 21. August um 16 Uhr an der Gedenkstätte »Zeichen der Erinnerung« am Stuttgarter Nordbahnhof zusammengeschlossen. Alle Informationen zu der Veranstaltung finden sich auf der Webseite des Vereins »Zeichen der Erinnerung e. V.« (http://www.zeichen-der-erinnerung.org/).

Gedenkstätte »Zeichen der Erinnerung« am Stuttgarter Nordbahnhof. Foto: Thomas Tews.
Aus dem Gedenken an die Deportation der baden-württembergischen Jüdinnen und Juden sollten wir den Auftrag ableiten, uns entschlossen allen Formen des Antisemitismus, einschließlich des – leider auch in der Friedensbewegung vorhandenen – israelbezogenen Antisemitismus, entgegenzustellen. Da nicht jede Kritik an der israelischen Politik antisemitisch ist, hat der israelische Politiker und Wissenschaftler Natan Sharansky den sogenannten 3-D-Test entwickelt, um israelbezogenen Antisemitismus, eine der modernen Formen des Antisemitismus, zu entlarven. Kritik an der israelischen Politik ist demnach dann antisemitisch, wenn Doppelstandards auf den israelischen Staat angewendet werden sowie Israel dämonisiert und delegitimiert wird. In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung »DIE ZEIT« erklärt die Journalistin Lea De Gregorio, dass sie ihre Stelle als Redakteurin für das »Amnesty Journal« der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gekündigt hat, weil ihrer Meinung nach die drei D auf den von Amnesty Anfang dieses Jahres veröffentlichten Bericht »Israel’s Apartheid against Palestinians«, in dem der Terminus »Apartheid« nicht nur auf die besetzten Gebiete, sondern auch auf das Kernland Israel angewendet und zudem der Eindruck vermittelt wird, Israel sei mit dem Ziel entstanden, Palästinenser zu unterdrücken (»Intent to oppress and dominate Palestinians« lautet die Überschrift eines Kapitels zur Geschichte Israels seit 1948), zutreffen. Sie schließt ihren Beitrag mit folgenden Überlegungen: »Es gibt viele Baustellen im Kampf für Menschenrechte und gegen Rassismus. Aber der Diskurs über Antisemitismus ist ein anderer. Die Bemühung, ihn auch in den eigenen Reihen zu finden, scheint mir wenig ausgeprägt zu sein. Vielleicht gerade wegen des Bedürfnisses, die Welt in Gut und Böse aufzuteilen?«
Mit dieser Reflexion sendet Euch pazifistische Grüße aus der Landesgeschäftsstelle
Thomas Tews
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK)
Landesverband Baden-Württemberg
Thomas Tews (Leiter der Geschäftsstelle)
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