Auf Anregung der DFG-VK Baden-Württemberg wurde im Frühjahr 2019 die bundesweite Kampagne „Unter18nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“ gestartet. Für die Kampagne setzt sich Campaignerin Sarah Gräber in der DFG-VK-Landesgeschäftsstelle ein. Dazu gehört die Lobbyarbeit wie beispielsweise im Oktober 2019 mit mehreren Terminen in Berlin: mit einem parlamentarischen Frühstück sowie Gesprächen mit den Bundestagsabgeordneten Norbert Müller und Tobias Lindner.
Im Rahmen des landesweiten Bündnisses „Schulfrei für die Bundeswehr. Lernen für den Frieden“ haben wir viele Protestaktionen und Aufklärungsveranstaltungen mitgetragen, beispielsweise bei der weltweit größten Bildungsmesse Didacta, bei der die Bundeswehr mit ihrer irreführenden Werbung ständig vertreten ist. Wir haben vor Schulen Protestaktionen durchgeführt, an denen die Bundeswehr in den Unterricht kommt. Wir waren auch als Experten in den Medien und der Politik gefragt.
Unser Ziel ist die fortwährende kritische Diskussion über die Bundeswehr im Allgemeinen und ihre Rolle an Schulen im Besonderen. Unser Hauptthema ist die rechtswidrige Rekrutierung von Minderjährigen durch die Bundeswehr. Die immer mehr Männer und Frauen aufnimmt, die noch keine 18 Jahre alt sind. Das Ziel der Kampagne Unter 18 nie ist, dass das Mindestalter für die Rekrutierung auf 18 Jahre angehoben wird. Das hat auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Deutschland bereits wiederholt empfohlen; die Kinderkommission des Bundestages ist der Empfehlung im Herbst 2019 gefolgt.
Durch weitere regelmäßige Präsenz an Schulen und auf Schulmessen werden wir im Bündnis mit vielen Partnern weiter skandalisieren, dass sowohl die Bundesregierung als auch die für das Schulwesen zuständigen Bundesländer diese Empfehlung ignoriert haben.
Gleichzeitig engagieren wir uns dafür, die Friedensbildung im Ländle noch stärker institutionell und strukturell zu verankern. Vielfältige Angebote gibt es bereits heute – für LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern.
Wir bieten Unterrichtseinheiten an, die für den Einsatz in Schulen bestens geeignet sind. Eine Einheit beschäftigt sich mit Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die auch die Deutsche Friedensgesellschaft mitbegründet hat. Eine weitere Einheit widmet sich dem Lebenswerk von Ulli Thiel, der die DFG-VK in Baden-Württemberg geprägt hat und Namensgeber des Uli-Thiel-Friedenspreises ist.
„Armutszeugnis für die Bundesregierung!“
Zahl minderjähriger Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr erreicht 5-Jahres-Höchstwert
Berlin, 23.1.2023. Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr 1.773 minderjährige Soldatinnen und Soldaten eingestellt, ein starker Anstieg um 43% gegenüber 2021 (1.239). Darunter waren 327 Mädchen im Alter von 17 Jahren. Fast jeder zehnte neueingestellte Soldat oder Soldatin war 2022 minderjährig. Dies geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine schriftliche Frage des Linken-Abgeordneten Ali Al-Dailami hervor.
„Es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, dass die Bundeswehr in 2022 fast 1.800 minderjährige Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten rekrutiert hat – dies ist der Höchstwert der letzten fünf Jahre“, sagt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes, Sprecher des Bündnisses „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“.
„Es geht hier um 17-jährige Mädchen und Jungen, die bei der Bundeswehr hohen Risiken wie Unfällen, starken psychischen Belastungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind, wie Berichte des Verteidigungsministerium belegen. Wir fordern den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu machen und das Rekrutierungsalter für Soldatinnen und Soldaten auf 18 Jahre anzuheben, wie es schon über 150 Staaten weltweit getan haben.“
Dies hat kürzlich auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes erneut gefordert und Deutschland wegen der andauernden Rekrutierung Minderjähriger scharf kritisiert: „Sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung und andere Formen der Gewalt gegen minderjährige Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr müssen dringend untersucht und die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Das Rekrutierungsalter für die Bundeswehr muss auf 18 Jahre angehoben werden. Jegliche Werbung und Marketing bei Minderjährigen für den Militärdienst, insbesondere an Schulen, muss verboten werden.“
Weitere Informationen auf der Seite der Vereinten Nationen [Hier klicken].
Weitere Informationen:
Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Abgeordnetenfrage (1980034-V267, 2021), die belegt, dass minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr zahlreichen Risiken ausgesetzt sind. Abrufbar unter: https://unter18nie.de/2021/09/17/pressemitteilung-minderjaehrige-soldatinnen-und-soldaten-erleiden-koerperliche-und-seelische-schaeden/
Spiegel Online, 7.9.2022: „Urteil des Bundesverwaltungsgerichts: Schülerpraktikantin belästigt – Soldat wird degradiert“. Gerichtliche Verurteilung eines Bundeswehrsoldaten, der eine Schülerpraktikantin eingeschlossen und sexuell belästigt hatte. https://www.spiegel.de/panorama/justiz/bundesverwaltungsgericht-soldat-nach-belaestigung-von-schuelerpraktikantin-degradiert-a-d7eb6f5e-8c9c-42d3-bc8a-7c66413be34c
Weitere Informationen wie Interviews mit minderjährigen Bundeswehrsoldaten, die Studien „Why 18 matters – eine Analyse der Rekrutierung von Kindern“ und „Schattenbericht Kindersoldaten 2020“: www.unter18nie.de
Kontakte:
Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland,
r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108
Michael Zimmermann, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen,
michael.zimmermann@evlks.de, Tel. 0351-4692-425