Liebe Friedensfreund*innen,
mit diesem Newsletter wollen wir Euch über Aktuelles im DFG-VK-Landesverband Baden-Württemberg und darüber hinaus informieren:
1. Pressemitteilung der DFG-VK Baden-Württemberg zu der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Rottweil vorgeschlagenen »sozialen Pflichtzeit«;
2. Vortrag und Diskussion »Ukraine-Krieg: Hintergründe – Friedenszeichen – Lösungsansätze« mit Clemens Ronnefeldt am 4. Juli 2022 in der Kinemathek Karlsruhe;
3. Szenische Lesung mit Musik »Run Soldier Run – Eine Collage zu Krieg, Desertion, Verweigerung und Asyl« am 7. Juli 2022 im Kleinkunstkeller Bietigheim;
4. Gedenk- und Aktionstage im Juli;
5. Beteiligung der DFG-VK Baden-Württemberg an den Vorbereitungen für das Festival gegen Rassismus in Stuttgart.
1. Pressemitteilung der DFG-VK Baden-Württemberg zu der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Rottweil vorgeschlagenen »sozialen Pflichtzeit«
Als DFG-VK-Landesverband Baden-Württemberg lehnen wir die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seiner vom 7. bis 9. Juni 2022 dauernden »Ortszeit Rottweil«, in der er seinen Amtssitz für drei Tage nach Rottweil in Baden-Württemberg verlegte und von dort aus seine Amtsgeschäfte führte, in einem Interview mit der »Bild am Sonntag« vorgeschlagene »soziale Pflichtzeit«, die bei der Bundeswehr oder bei sozialen Einrichtungen geleistet werden könnte, entschieden ab. Unsere Pressemitteilung hierzu wurde von dem linken Online-Magazin »RedGlobe«, das in deutscher, spanischer, englischer und katalanischer Sprache erscheint, veröffentlicht (siehe https://www.redglobe.de/2022/06/dfg-vk-baden-wuerttemberg-zu-steinmeiers-vorschlag-einer-sozialen-pflichtzeit/). Dies stellt einen ersten kleinen Erfolg unserer Pressearbeit dar, deren Reichweite aber noch stark ausbaufähig ist …
2. Vortrag und Diskussion »Ukraine-Krieg: Hintergründe – Friedenszeichen – Lösungsansätze« mit Clemens Ronnefeldt am 4. Juli 2022 in der Kinemathek Karlsruhe
Montag, den 4. Juli, um 19:00 Uhr in der Kinemathek Karlsruhe (Kaiserpassage 6, 76133 Karlsruhe).
Der Eintritt ist frei, es gelten die tagesaktuellen Coronaregeln.Veranstaltet von: DFG-VK-Gruppe Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Kinemathek Karlsruhe.
Clemens Ronnefeldt ist seit 1992 Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes. In seinem Vortrag über den Ukraine-Krieg wird er zunächst auf das historische Verhältnis der Ukraine zur Russischen Föderation eingehen und wichtige Stationen des Weges des russischen Präsidenten von seiner Zeit in Deutschland ab 1984 bis zur Entscheidung für den Ukraine-Krieg nachgehen. Im zweiten Teil seines Vortrages wird er auf das Verhältnis der NATO zur Russischen Föderation nach dem Ende der Sowjetunion 1991 eingehen und darstellen, welche Friedenskräfte es in der Ukraine und auch in der Russischen Föderation gibt, die zu einer Deeskalation beitragen können. Den letzten Teil seiner Impulse wird er der Frage widmen, was in Deutschland getan werden kann, um zu mehr Frieden beizusteuern.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit für Rückfragen und Diskussion.
3. Szenische Lesung mit Musik »Run Soldier Run – Eine Collage zu Krieg, Desertion, Verweigerung und Asyl« am 7. Juli 2022 im Kleinkunstkeller Bietigheim
Donnerstag, den 7. Juli, um 19 Uhr (Einlass: 18:30 Uhr) im Kleinkunstkeller Bietigheim (Hauptstraße 62, 74321 Bietigheim-Bissingen).
Der Eintritt ist frei – Spenden werden erbeten.
Veranstaltet von: DFG-VK-Gruppe Ludwigsburg, Die-Linke-Kreisverband Ludwigsburg, Die NaturFreunde e.V., VVN-BdA Ludwigsburg.
In der in Zusammenarbeit mit Rudi Friedrich von Connection e.V. aufgeführten Darbietung werden in den von musikalischen Beiträgen untermalten Szenen vier Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus der Türkei, den USA, Eritrea und der Ukraine vorgestellt. Ihr Schicksal, ihr Widerstand gegen den Krieg sowie der Umgang mit ihnen als Flüchtlinge werden im Mittelpunkt des Abends stehen.
4. Gedenk- und Aktionstage im Juli
Internationaler Tag der nicht-binären Menschen (International Non-Binary People’s Day) am 14. Juli
Gelebter Pazifismus beginnt mit einem respektvollen Miteinander. Dazu gehört das Respektieren der Tatsache, dass es mehr geschlechtliche Identitäten als »Frau« und »Mann« gibt. Unter nicht-binären Menschen versteht man Menschen mit Geschlechtsidentitäten außerhalb der Binarität (Zweigeschlechtlichkeit), vielgeschlechtliche Menschen, zwischengeschlechtliche Menschen sowie ungeschlechtliche Menschen. Der Vorschlag, für diese Menschen einen internationalen Aktionstag genau zwischen dem Internationalen Frauentag im März und dem Internationalen Männertag im November zu schaffen, wurde 2012 in einem kanadischen Blog veröffentlicht und in der Folge aufgegriffen. Als erste Stadt Deutschlands hisste Mannheim am 14. Juli 2021 an seinem Rathaus vier Non-Binary-Pride-Flaggen, deren Design sieben Jahre zuvor von derm (Dativ-Form des geschlechtsneutralen bestimmten Artikels »de« nach einem Vorschlag des Vereins für geschlechtsneutrales Deutsch e.V.) 17-jährigen nicht-binären Kye Rowan entworfen worden war. Es bleibt zu hoffen, dass in diesem Jahr weitere Städte in Baden-Württemberg und im restlichen Deutschland dem Beispiel Mannheims folgen werden. Bei der Gelegenheit könnten wir unser traditionelles binäres Weltbild einer grundsätzlichen kritischen Reflexion unterziehen. Lässt sich die Welt mit Kategorien wie »Schwarz-Weiß«, »Ja-Nein«, »Wahr-Falsch« etc. wirklich sinnvoll beschreiben? Zu Letzterem urteilte der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) wie folgt: »Wahrheit ist die Art von Irrtum, ohne welche eine bestimmte Art von lebendigen Wesen nicht leben könnte.«
Internationale Nelson-Mandela-Tag (Nelson Mandela International Day) am 18. Juli Der Internationale Nelson-Mandela-Tag ist ein Gedenktag, der auf Initiative der Vereinten Nationen durch deren Vollversammlung am 10. November 2009 deklariert wurde und zu humanitärem Verhalten anregen soll. Der Gedenktag wird seit 2010 jährlich am 18. Juli, dem Geburtstag des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela (1918–2013), begangen. Da Nelson Mandela 67 Jahre seines Lebens für Frieden und eine Kultur des Friedens kämpfte, sollen die Menschen an seinem Gedenktag seine Lebensleistung dadurch würdigen, dass sie 67 Minuten lang etwas im Sinne seiner Ziele tun. Eine äußerst unterstützenswerte Tradition, wie wir finden …
5. Beteiligung der DFG-VK Baden-Württemberg an den Vorbereitungen für das Festival gegen Rassismus in Stuttgart
Am Samstag, den 17. September 2022, werden der Stadtjugendring Stuttgart und die DGB-Jugend Baden-Württemberg in Kooperation mit anderen Jugend- und zivilgesellschaftlichen Organisationen (siehe Anhang), unter ihnen die DFG-VK Baden-Württemberg, ein Festival gegen Rassismus auf dem Pariser Platz in Stuttgart veranstalten. Es wartet ein spannendes und vielfältiges Programm von Afro-Tanz über Ausstellungen, Empowerment-Workshops, Essen und Trinken, Infostände (wahrscheinlich auch der DFG-VK), Inputvorträge zu unterschiedlichen Rassismusthemen, Kleider- und Büchertausch, musikalische Darbietungen mit den Künstler*innen Amewu, Ilhan 44 und DJane Sandra sowie eine Podiumsdiskussion zu strukturellem Rassismus bis hin zu Poetry Slam.
Die DFG-VK Baden-Württemberg beteiligt sich finanziell und personell an den Vorbereitungen für das Festival gegen Rassismus. Unser Geschäftsstellenleiter Thomas Tews nimmt an den Plena des Festivalkomitees teil und arbeitet in der AG Öffentlichkeitsarbeit bei der Erstellung von Infoposts für die Facebook- (https://www.facebook.com/FestivalggRassismus) und Instagram-Seite (https://www.instagram.com/festivalgegenrassismus2022s/) des Festivals mit und hat jüngst einen Helfer*innen-Aufruf verfasst.
Antirassistische Arbeit ist essenziell für ein friedliches Zusammenleben der Menschen und sollte daher einen integralen Bestandteil unserer Friedensarbeit bilden. Um glaubwürdig zu sein, sollte sie mit einer kritischen Selbstreflexion über den eigenen Rassismus beginnen. Leider wird die Frage nach Rassismus in der Friedensbewegung und in unserer Organisation (die z. B. in der äußerst begrüßenswerten, von Kathi Müller, Katja Görgen, Jan Sander und Markus Hornberger vom 30. September 2020 bis zum 11. Februar 2021 durchgeführten DFG-VK-Webinar-Reihe »Rassismus in der Friedensbewegung?« aufgeworfen wurde) allzu oft mit Abwehrreflexen beantwortet. Dabei wäre es geradezu verwunderlich, wenn in der rassistischen Welt, die uns die europäischen Kolonialherren hinterlassen haben, ein Teil der Gesellschaft, hier die Friedensbewegung, immun gegen Rassismus wäre. So könnte man z. B. die Frage stellen, warum wir uns – zu Recht – sehr ausführlich mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigen, während wir dem Anfang November 2020 begonnenen und bis heute andauernden ›Zweiten Äthiopischen Bürgerkrieg‹, in dem erst vor zwei Wochen ein Massaker an Zivilist*innen verübt wurde (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-06/aethiopien-massaker-amharer-ostafrika), kaum Beachtung schenken. Interessieren uns Schwarze Menschenleben (das großgeschriebene Adjektiv »Schwarz« bezieht sich nicht auf die tatsächliche Hautfarbe, sondern bildet eine Selbstbezeichnung, die Teil der Identität Schwarzer Menschen in Deutschland ist, vgl. die ›Initiative Schwarze Menschen in Deutschland‹ [ISD]) etwa weniger als weiße? Würden wir unsere Aufmerksamkeit verstärkt auf das subsaharische Afrika richten, könnte dies als positiven Nebeneffekt mit sich bringen, dass sich so vielleicht Schwarze Menschen in Deutschland von unserer Friedensarbeit angesprochen fühlen und in der Folge bei uns engagieren könnten. An seiner letzten Wirkungsstätte, Frankfurt am Main, konnte der Verfasser dieses Newsletters einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass ein gebürtiger Kameruner direkt in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Sollten wir es nicht gemeinsam schaffen, dass beim 24. DFG-VK-Bundeskongress im Herbst 2024 zumindest ein Schwarzer Mensch als Delegierte*r teilnimmt? Mensch darf ja noch träumen, zumal im Jahr vor dem 60. Jahrestag von Martin Luther Kings Rede »I have a dream« …
Mit diesen Reflexionen sendet Euch pazifistische Grüße aus der Landesgeschäftsstelle
Thomas Tews
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK)
Landesverband Baden-Württemberg
Thomas Tews (Leiter der Geschäftsstelle)
Werastraße 10
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