Pressemitteilung der DFG-VK Baden-Württemberg zu Aussagen von Stark-Watzinger.
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will Zivilschutzübungen an Schulen abhalten lassen und verstärkt Jugendoffiziere in den Unterricht einbinden, um junge Menschen auf den Kriegsfall und andere Krisen vorzubereiten. Damit zeigt die Bildungsministerin, dass sie weder den Schulalltag kennt noch die Länderverfassungen und Schulgesetze, so Klaus Pfisterer, Landesvorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK) Baden-Württemberg.
Im Schulgesetz für Baden-Württemberg heißt es im § 1 Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule: „(2) Die Schule hat den in der Landesverfassung verankerten Erziehungs- und Bildungsauftrag zu verwirklichen… die Schüler in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher Nächstenliebe, zur Menschlichkeit und Friedensliebe zu erziehen…“
Zudem gilt in allen Schulen der Beutelsbacher Konsens. Um Lernende in die Lage zu versetzen, sich eine eigene Meinung zu bilden, gilt ein Überwältigungsverbot im Klassenzimmer. Gleichzeitig gilt das Gebot der Kontroversität, demzufolge gegensätzliche Ansichten dargestellt und diskutiert werden müssen. Da klingen die Vorstellungen von Ministerin Stark-Watzinger weltfremd und irritierend.
Der Ukraine-Krieg ist längst an den Schulen angekommen und wird seit zwei Jahren im Unterricht besprochen. Die aus der Ukraine geflüchteten Schülerinnen und Schüler haben ihre Kriegserfahrung mitgebracht und die hiesigen Jugendlichen wurden damit konfrontiert. Die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es, den geflüchteten Jugendlichen einen Schutzraum zu bieten, in dem sie ihre Erlebnisse verarbeiten können. Jetzt zu fordern, die Schülerinnen und Schüler kriegstüchtig zu machen, widerspricht jeder vernünftigen Pädagogik. Stattdessen sollte sich die Bildungsministerin um die wirklichen Probleme in den Schulen kümmern: Lehrermangel, zu große Klassen, schlechte Ausstattung der Schulen und vieles mehr. Durch PISA wissen wir sehr gut, wie groß die Sprachdefizite im Grundschulalter sind und wie groß die Lücken in Deutsch und Mathematik in den weiterführenden Klassen. Hier gilt es, die Schulen zu unterstützen.
Der Bundeswehr und damit den Jugendoffizieren wird durch Kooperationsvereinbarungen in neun Bundesländern ohnehin ein ‚roter Teppich‘ ausgebreitet, der ihnen den privilegierten Zugang in die Schulen ermöglicht. Die Jugendoffiziere werden jedoch nicht benötigt, denn die Lehrerinnen und Lehrer sind durch ihr Studium ausgebildet, die Themen im Unterricht so darzustellen, dass sich die Schülerinnen und Schüler eine eigene Meinung bilden können. Die DFG-VK fordert seit Jahren die Kündigung dieser Kooperationsvereinbarungen und hält weiter daran fest.
Wir brauchen weder eine ‚Wehrkundeerziehung‘ noch Zivilschutzübungen im Schulkeller wie damals in der DDR. Friedenserziehung und Friedensbildung sind das Gebot der Stunde, so Klaus Pfisterer.
Für Rückfragen können Sie sich wenden an:
DFG-VK Landessprecher Klaus Pfisterer,
mail: pfisterer@webstueck.de, Handy-Nr. 0160-6646518