Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) fordert alle
Abgeordneten des noch bestehenden Bundestags auf, gegen den Aufrüstungstrick des designierten
Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU) zu stimmen: „Das Militär soll für unbegrenzte Zeit unbegrenzt
Schulden machen dürfen. Noch dazu werden weitere internationale Abrüstungsverträge in Frage
gestellt. Wie werden andere Staaten auf die massive deutsche Aufrüstung reagieren?“, fragt Michael
Schulze von Glaßer, politischer Geschäftsführer der DFG-VK.
Aufrüstungsspirale stoppen!
Am Dienstag soll im Bundestag die erste Lesung für den von CDU, CSU und SPD erdachten Plan, die so
genannte „Schuldenbremse“ für Militärausgaben außer Kraft zu setzen, stattfinden. Für die Änderung
des Grundgesetzes ist eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Da diese im gerade erst neu gewählten
Bundestag für die absehbare Bundesregierung aus Union und SPD für den Zweck der unbeschränkten
Aufrüstung nicht zu erreichen ist, soll die Gesetzesänderung noch durch die Mitglieder des alten
Bundestags durchgedrückt werden – die Mehrheitsverhältnisse sind trotzdem knapp: „Wir fordern alle
Abgeordneten – vor allem diejenigen, die kein Mitglied mehr des neuen Bundestags sind und
insbesondere die der ‚Grünen‘ – dazu auf, der Grundgesetzänderung die Zustimmung zu verweigern“,
appelliert Michael Schulze von Glaßer von der DFG-VK. „Wir müssen die Frage stellen: Was bringt in
der aktuellen Zeit wirklich Sicherheit? – Mehr Waffen werden dies auf keinen Fall tun, sondern die
Rüstungsspirale nur noch weiter ankurbeln“, so der Geschäftsführer der 1892 gegründeten, ältesten
Friedensorganisation Deutschlands.
„Einerseits sehen wir, dass es Russland aufgrund seiner fehlenden und veralteten Militärtechnik – zum
Glück – nicht gelungen ist, die Ukraine einzunehmen. Andererseits warnen die Befürworter*innen der
geplanten Aufrüstung davor, dass Russland davor stehe NATO-Staaten anzugreifen. Das passt doch
einfach nicht zusammen“, stellt Schulze von Glaßer, selbst Politikwissenschaftler, fest. Er warnt: „Den
Kriegstaumel, den wir gerade erleben, in dem auch viele Medien eine unrühmliche Rolle spielen und
für die Aufrüstung trommeln, erinnert fatal an den Vorabend des Ersten Weltkriegs: Durch einen
‚Burgfrieden‘ soll das Militär sehenden Auges für einen Krieg hochgerüstet werden.
“ Der Politikwissenschaftler hat bereits mehrere Bücher über die Öffentlichkeitsarbeit und
Nachwuchswerbung der Bundeswehr veröffentlicht und beobachtet gerade noch eine weitere
Entwicklung: „Zahlreiche Bundeswehr-Angehörige missachten gerade die im Soldatengesetz – §15
Politische Betätigung – festgeschriebene politische Neutralität und werben für die Aufrüstung: Die
Armee hat ein für unseren demokratischen Staat gefährliches Eigenleben entwickelt“, zeigt sich Schulze
von Glaßer besorgt.
Keine deutsche Atombombe!
Selbst über eine europäische oder sogar deutsche Atombombe wird aktuell debattiert. Kritische
Stimmen wie die der erst 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten „Internationalen
Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“ (ICAN), deren Mitgliedsverband die DFG-VK ist, kommen
dabei öffentlich kaum zu Wort. Internationale Verträge spielen in den öffentlich propagierten
Überlegungen der Atombomben-Befürworter*innen keine Rolle – was dem politischen Kurs der
Bundesrepublik zunehmend entspricht: Schon als der INF-Vertrag, der die Stationierung, Herstellung
und Tests landgestützter Mittelstreckenwaffen untersagte, 2019 durch US-Präsident Donald Trump und
später auch den russischen Präsident Wladimir Putin gekündigt wurde, hat die damalige
Bundesregierung nicht protestiert. Aktuell boykottiert das Außenministerium die gerade in New York
stattfindende dritte Konferenz des Atomwaffenverbotsvertrages – den Deutschland noch immer nicht
unterzeichnet hat, aber seit der ersten Staatenkonferenz 2022 als Beobachter teilgenommen hat.
Würde man jetzt eine eigene Atombombe entwickeln, müsste Deutschland aus demAtomwaffensperrvertrag aussteigen: „Damit wäre die internationale Glaubwürdigkeit endgültig dahin
und das zentrale Instrument der nuklearen Nichtverbreitung würde massiv geschwächt“, kommentiert
dies Michael Schulze von Glaßer. Zur Hochzeit des Kalten Krieges ist man über den INF-Vertrag
übereingekommen – solch ein internationaler Abrüstungsvertrag ist auch heute möglich, wenn ihn nur
alle Seiten wollen. Diese Bereitschaft scheint gerade – auch – auf westlicher Seite nicht zu bestehen.
Neben den russischen Aggressionen in der Ukraine werden die aktuellen Aufrüstungsbestrebungen mit
der Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, Europa weniger im eigenen sicherheitspolitischen
Fokus zu haben, begründet. Die von renommierten Friedensforscher*innen im Auftrag von
„Greenpeace“ veröffentlichte Studie „Wann ist genug genug? – Ein Vergleich der militärischen
Potenziale der Nato und Russlands“ kam im November 2024 allerdings zu dem Ergebnis, dass die NATO
selbst ohne die USA und kaufkraftbereinigt einen mehr als ein Viertel höheren Militäretat hat als
Russland. Auch bei der Zahl der Großwaffensysteme und der Anzahl verfügbarer Soldat*innen
dominieren die NATO-Staaten. Jedes militärische Kräftemessen führt laut der DFG-VK zu nur noch mehr
Konflikten, wie Michael Schulze von Glaßer erklärt: „Jeder Euro, Dollar oder Rubel, der ins Militär fließt,
fehlt im Kampf gegen Menschheitsprobleme wie Pandemien, die Klimakatastrophe oder die
zunehmende Armut.“
Mehr Geld für zivile Sicherheit!
Selbst die im Gegenzug zur Abschaffung der „Schuldenbremse“ für das Militär versprochenen – aber
zeitlich auf zehn Jahre begrenzten – Ausgaben in Infrastruktur, sollen teilweise militärischen Zwecken
zugutekommen, warnt die DFG-VK: Bahnstrecken und Autobahnen sollen ausgebaut werden, um
Militärtransporte schneller und zuverlässiger durchführen zu können.
Die Friedensgesellschaft fordert ein Umdenken: „Statt alles dem Militär zu unterwerfen braucht es
gerade in diesen sicherheitspolitisch brisanten Zeiten Abrüstung und Diplomatie“, so DFG-VK-
Geschäftsführer Schulze von Glaßer. Dass sowohl die Haushaltsmittel für Krisenprävention,
Stabilisierung und Friedensförderung als auch die für Humanitäre Hilfe in den letzten Jahren zugunsten
des Militäretats gekürzt wurden, sei eine vollkommen falsche Politik. Die regierende Politik sende
aggressive Zeichen ans Ausland und verschärfe damit bestehende Konfrontationen, so der Vorwurf.
Eines dieser Zeichen ist auch die mögliche Reaktivierung der aktuell lediglich ausgesetzten Wehrpflicht:
„Die Reaktion auf einen neuen Wehrdienst in Deutschland wird ja nicht sein, dass Länder wie Russland
oder auch China abrüsten, sondern ihrerseits vermehrt junge Menschen aufhetzen und mobilisieren“,
warnt Schulze von Glaßer. Vor wenigen Wochen hat die DFG-VK eine neue Website online genommen,
auf der man mit nur wenigen Klicks erfahren kann, ob und wie man den Wehrdienst aktuell verweigern
kann: www.verweigern.info – die Website wird auch einer möglichen neuen Gesetzlage angepasst.
Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen ruft alle ihre Gliederungen
und tausenden Mitglieder zum Protest gegen die Aufrüstungspläne auf. DFG-VK-Geschäftsführer
Michael Schulze von Glaßer: „Wir müssen diesen sicherheitspolitischen Amoklauf stoppen: Nur
Abrüstung schafft Sicherheit!“
Für Interviews oder bei Nachfragen nehmen Sie bitte jederzeit Kontakt zu uns auf:
Michael Schulze von Glaßer (pol. Geschäftsführer der DFG-VK): svg@dfg-vk.de, +4917623575236
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Stuttgart 10. März 2025