Friedenspolitischer Aktionstag in Karlsruhe & Protestkundgebung in Mannheim
Am 15. Juni 2025, dem erstmals begangenen Tag der Veteranen, setzte der Landesverband Baden-Württemberg der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) gemeinsam mit zahlreichen Bündnispartner*innen ein deutliches Zeichen gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft.


Während in Mannheim durch die Stadt Veteranen empfangen und offiziell geehrt wurden, stellten wir uns dieser Form staatlicher Kriegserinnerung mit einer Protestkundgebung und anschließender Demonstration entgegen. In Karlsruhe organisierten wir gemeinsam mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis einen friedenspolitischen Aktionstag, der eine klare antimilitaristische Alternative zur offiziellen Ehrungskultur darstellte.
Karlsruhe: Friedenspolitischer Aktionstag – „Veteranentag? Nein danke!“
Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass der Reservistenverband in Karlsruhe eine Veranstaltung zum Tag der Veteranen plante. Auch wenn unklar blieb, ob dies eine zentrale Landesveranstaltung sein sollte, sah das Vorhaben öffentlichkeitswirksam aus – weshalb wir Karlsruhe als Ort unseres landesweiten Gegenprotests wählten.

Wir meldeten unseren Aktionstag frühzeitig an, entwickelten ein breites Bündnis und öffentliches Gegenprogramm – und nehmen an, dass aufgrund unseres entschlossenen Protests die geplante Veteranenveranstaltung vollständig abgesagt wurde. Wir sehen das als Erfolg für das Bündnis aus Anti-militarist*innen.
Breites Bündnis, vielfältiger Protest
Gemeinsam mit der DFG-VK Karlsruhe, DFG-VK Stuttgart, der NGG, ver.di, dem DGB Karlsruhe-Stadt und -Land, der Interventionistischen Linken (IL), feministischen Initiativen, antifaschistischen Gruppen und vielen weiteren Organisationen organisierten wir ein kreatives und entschlossenes Programm gegen Krieg und Militarisierung – unter dem Motto:
„Veteranentag? Nein danke!“
Aktionen auf dem Schlossplatz
- Die Ausstellung „Die Fratze des Krieges“ zeigte eindrücklich gemalte Bilder, die die Grausamkeit des Krieges thematisierten.
- Zeltlandschaften machten erlebbar, wie sich ein „Kriegs-Land Baden-Württemberg“ von einem möglichen „Friedens-Land“ unterscheiden könnte.
- Eine feierliche Ordensverleihung würdigte nicht Soldatinnen, sondern **Kriegsdienstverweigerinnen und Kriegsgegner*innen** – ein klares Zeichen gegen Gehorsamskultur.
- Redebeiträge von u.a. Tobias Pflüger (Informationsstelle Militarisierung – IMI) und Elwis Capece (NGG) unterstrichen die politischen Hintergründe.
- Die Taurus-Piñata-Aktion mit dem Motto „Bonbons statt Bomben“ parodierte auf kreative Weise die deutsche Aufrüstungspolitik.
- Der DFG-VK-Friedensbus brachte eine große aufblasbare Friedensfigur mit zerbrochenem Gewehr auf den Schlossplatz – ein unübersehbares Symbol für unsere Forderung: Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit.







Gute Beteiligung trotz Wetterwarnung
Trotz schlechter Wetterprognosen und eines verkürzten Zeitplans kamen über den Tag verteilt rund 300 Menschen auf den Schlossplatz – um gemeinsam mit uns ein sichtbares Zeichen gegen Militarisierung und Kriegspolitik zu setzen.
Mannheim: Lauter Widerspruch gegen den Veteranenempfang im Zeughaus
Während in Karlsruhe der Aktionstag lief, organisierte die Stadt Mannheim gemeinsam mit dem Reservistenverband einen offiziellen Empfang für 200 Veteranen im historischen Zeughaus – ehemals Kaserne und Waffenkammer, heute Teil der Reiss-Engelhorn-Museen.

Ein kurzfristig entstandenes Bündnis aus DFG-VK, Interventionistischer Linker (IL), Initiative Soziale Kämpfe (ISK) und Die Linke rief zur Gegenkundgebung mit anschließender Demonstration auf.
Deutlicher Protest – auch bei strömendem Regen
Rund 100 Teilnehmende versammelten sich auf dem Toulonplatz gegenüber dem Zeughaus. In mehreren Redebeiträgen wurde die Militarisierung deutlich kritisiert. Die DFG-VK verlieh auch hier symbolisch Buttons als Kriegsdienstverweigerungs-„Orden“, die auf große Zustimmung stießen.
Ein zentrales Element des Protests war das 22 Meter lange Banner der IL mit der Aufschrift:
„Verweigern. Desertieren. Sabotieren.“
Das Banner wurde vor dem Zeughaus entrollt und später durch die Innenstadt getragen – als unübersehbares Statement gegen die Normalisierung des Kriegs. Es richtete sich klar an die Veranstalter*innen im Inneren des Zeughauses: Nicht alle akzeptieren diesen Kurs – es gibt Widerstand, und er wird lauter.
Trotz eines massiven Wolkenbruchs zog die Demonstration entschlossen durch die Mannheimer Innenstadt – vom Zeughaus über den Marktplatz bis zum Paradeplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand.





Gemeinsames Schlusswort: Unser Widerstand fängt gerade erst an
Der sogenannte Tag der Veteranen ist Teil einer größeren politischen Strategie: Die Gesellschaft soll auf Aufrüstung und Krieg vorbereitet werden – kulturell, psychologisch und strukturell. Der Veteranentag ist dabei nur ein Baustein in einem Mosaik aus Wehrpflichtdebatte, 100-Milliarden-Sondervermögen und medialem Heldendiskurs.
Unsere Proteste in Karlsruhe und Mannheim haben klar gezeigt: Es gibt Widerstand – organisiert, kreativ und entschlossen. Aber wir wissen auch: Das war erst der Anfang.
Als pazifistische und antimilitaristische Organisationen liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen der Kriegstreiberei, der Aufrüstung und dem gefährlichen Irrglauben, Konflikte mit Gewalt lösen zu können, klar und offensiv entgegentreten – in Baden-Württemberg, in Deutschland und letztlich weltweit.
Denn wer eine Zukunft will, kann sie nicht auf Gewalt bauen. Unsere Antwort heißt: Abrüstung, Solidarität, Gerechtigkeit und zivile Konfliktlösung.
Und dafür kämpfen wir – gemeinsam. Danke an alle beteiligten Organisationen.