Stuttgart/Freiburg/Köln/Oberndorf a.N./Rottweil a.N., 01.07.2024
Anlässlich der morgen stattfindenden Hauptversammlung der Heckler & Koch AG kritisiert das Bündnis der Kritischen Aktionärinnen Heckler & Koch, dass sich der Vorstand durch die sogenannte „Zeitenwende“ in der Ausweitung von Produktion und Vertrieb todbringender Schusswaffen legitimiert sieht. Morgen findet um 8:30 Uhr eine Protestkundgebung in Rottweil, Neckartal 102, nahe des Hauptversammlungsorts Pulverfabrik statt. „Im bewaffneten Konflikt in Zentralafrika benutzten und benutzen Rebellen der Lord´s Resistance Army (LRA) u.a. das G3-Gewehr von Heckler & Koch, sagt Jürgen Grässlin, Bundessprecher der DFG-VK und Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB). „Der frühere Kindersoldat Innocent Opwonya, der von der LRA zwangsrekrutiert wurde und später fliehen konnte, bestätigt, dass er mit einem G3-Gewehr von H&K zum Kämpfen gezwungen wurde. Er setzt sich jetzt zusammen mit terre des hommes Deutschland, der DFG-VK, dem RüstungsInformationsBüro und anderen gegen den Einsatz von Kindersoldatinnen und gegen den Export von Kleinwaffen ein.“ Mehr Informationen dazu im Anhang (Studie „Kleinwaffen in kleinen Händen“)
„Die starke Verbreitung von Waffen in den USA fordert Tausende von Menschenleben und
gefährdet die Demokratie“, bemerkt Verena Nerz von pax christi. „Heckler & Koch beliefert diesen
Markt bzw. lizenzierte Waffenhändler und generiert dort einen hohen Teil seiner Umsätze. Dies
widerspricht der Maxime des Unternehmens, ´der Sicherung nachhaltigen Friedens´ und
´nachhaltiger Schaffung bzw. Erhaltung innerer und äußerer Sicherheit´ dienen zu wollen.“
Die Kritischen Aktionär*innen von Heckler und Koch fordern auch eine Änderung der
Exportstrategie der Waffenfirma. Die Strategie, nach der Heckler & Koch „grundsätzlich (…) nur
Staaten (beliefert), die der Europäischen Union und/oder der NATO angehören oder NATO-
gleichgestellt sind“, lässt weiterhin Ausnahmemöglichkeiten zu. Auch ausgewählte
Sicherheitspartner Deutschlands können demnach als „grün“ gelten. Darunter fiel im vergangenen
Jahr beispielsweise Singapur. Der südasiatische Stadtstaat ist den meisten zentralen
Menschenrechtsverträgen nicht beigetreten.
Im September 2023 hat die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte eine Studie zur
Firmengründung von Heckler & Koch präsentiert. Der Vorstand reagierte erleichtert, weil der
Firmengründer Edmund Heckler im sächsischen Taucha in einem Werk gearbeitet haben soll, in
dem es keine KZ-Häftlinge gab, sondern „nur“ zivile Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter. „Doch
auch zivile Zwangsarbeit war ein NS-Verbrechen“, gibt Markus Dufner, Geschäftsführer des
Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, zu bedenken. So sagte der Historiker
Martin Clemens Winter, der zur Rolle des Leipziger Rüstungsunternehmens Hugo Schneider AG
(HASAG) im Nationalsozialismus forscht, dass ´generell die ganze Rolle der HASAG zu wenig
beachtet werde: Diese Firma hat Munition für den deutschen Vernichtungskrieg produziert, die
auch bei Massenerschießungen von Jüdinnen und Juden in Osteuropa eingesetzt wurde, und war
dringend notwendig für Nazideutschland, um diesen Krieg zu führen.´ Edmund Heckler war ein
Karrierist, der im Kontext von Massenvernichtung und Zwangsarbeit Karriere gemacht hat.“
Quellen:
- Zeitenwende, Kindersoldaten, Waffenhändler: Gegenanträge zur Hauptversammlung von
Heckler & Koch: https://www.kritischeaktionaere.de/heckler-koch/zeitenwende-
kindersoldaten-waffenhaendler-gegenantraege-zur-hauptversammlung-von-heckler-koch/ - Die Studie „Kleinwaffen in kleinen Händen. Deutsche Rüstungsexporte verletzen
Kinderrechte“, Hrsg. Brot für die Welt und Terre des Hommes, und der Fall 7 des Global
Net Against the Arms Trade haben den Zusammenhang von Waffenhandel, Waffen von
Heckler & Koch und dem Missbrauch von Kindersoldat:innen herausgearbeitet, dort finden
sich auch Originalzitate von Innocent Opwonya. - „Wir brauchen andere Kategorien, um das heute zu bewerten“, kreuzer online,
21.11.2023, Interview mit dem Leipziger Historiker Martin Clemens Winter zur Rolle
Edmund Hecklers beim Leipziger Rüstungsunternehmen HASAG im Nationalsozialismus,
https://kreuzer-leipzig.de/2023/11/21/wir-brauchen-andere-kategorien-um-das-heute-zu-
bewerten
Pressekontakte:
allgemein:
Markus Dufner, Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre,
Tel.: 0221-5995647, Mobil: 0174-4038806, dachverband@kritischeaktionaere.de,
www.kritischeaktionaere.de
nur zum Thema Kindersoldaten:
Jürgen Grässlin, RIB e.V., DFG-VK, „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“, Mobil:
0170-6113750, jg@rib-ev.de, www.rib-ev.de, www.gn-stat.org, www.aufschrei-
waffenhandel.de, www.dfg-vk.de