Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) fordert den
Abbruch des kurzfristig publik gewordenen größten NATO-Manövers seit Jahrzehnten. Weite
Drohgebärden mit hohem Eskalationspotenzial müssten verhindert werden. Auch vom russischen
Militär fordert die Friedensorganisation Deeskalation – etwa durch einen Rückzug aus der Ukraine.
Ein direkter Krieg zwischen NATO und Russland müsse verhindert werden.
90.000 Soldatinnen, vier Monate Dauer und ein plötzlicher Beginn. Das ist der Rahmen einer der größten NATO-Manöver überhaupt. Unter dem Namen „Steadfast Defender“ (übersetzt: standhafter Verteidiger) hat das Manöver am Mittwoch begonnen – es soll bis Mai dauern. Die Bundeswehr wird sich mit 12.000 Soldatinnen, über 1.000 Gefechtsfahrzeugen und dutzenden Kampfflugzeugen daran
beteiligen. Ort des Manövers soll größtenteils die Ostflanke der NATO sein. „Wir bereiten uns auf einen
Konflikt mit Russland und Terrorgruppen vor“, sagte der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses,
Admiral Rob Bauer aus den Niederlanden zu der Übung. Ein fatales Zeichen nennt das die Deutsche
Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen.
„Mit diesem Manöver eröffnet die NATO eine weitere gefährliche Eskalationsstufe“, meint Ralf
Buchterkirchen, Bundessprecher der DFG-VK. „Im Jahr 1983 führte das NATO-Manöver ,Able Archer‘
fast zu einem Atomkrieg – in der aktuellen Zeit ist die Gefahr eines direkten Krieges zwischen Russland
und der NATO wieder enorm groß: Ein Missverständnis oder ein falscher Knopfdruck kann zur totalen
Eskalation führen“, warnt Buchterkirchen. Angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Spannungen
und des Krieges in der Ukraine fordert der DFG-VK Bundessprecher Deeskalation: „Es braucht
Verhandlungen zwischen allen Konfliktparteien, statt Militärmanöver: Russland muss seinen Angriff auf
die Ukraine umgehend einstellen und seine Truppen aus dem Land zurückziehen, die NATO muss ihre
‚Steadfast Defender‘-Übung und die weitere Aufrüstung in Nord- und Ost-Europa absagen“, so
Buchterkirchen.
Die DFG-VK kritisiert außerdem die enormen Kosten, die das Manöver verursacht: „Während sich
zunehmende Armut breit macht, uns die Klimakatastrophe bedroht und wir nicht Mals alle Folgen der
Corona-Pandemie überwunden haben, verbrennt das Militär Millionen von Euro und schädigt dabei
auch noch massiv die Umwelt“, sagt Michael Schulze von Glaßer, politischer Geschäftsführer der DFG-
VK. „Wir fordern ein Ende des Säbelrasselns sowie der Aufrüstungspolitik und massive Investitionen in
die zivile Sicherheit“, so Schulze von Glaßer.
Erst im letzten Jahr hatte die NATO mit „Air Defender“ das größte Luftwaffenmanöver aller Zeiten
durchgeführt – die DFG-VK kritisierte diese Übung wie auch welche Russlands scharf. Die
Friedensorganisation setzt sich gegen jedes Militär und gegen jedes Kriegstraining ein.
Für Interviews oder bei Nachfragen nehmen Sie bitte jederzeit Kontakt zu uns auf:
Ralf Buchterkirchen (DFG-VK Bundessprecher): buchterkirchen@dfg-vk.de
Michael Schulze von Glaßer (DFG-VK Geschäftsführer): svg@dfg-vk.de, +49 176 23 57 52 36
Pressemitteilung
PM: Minister Pistorius: Respektieren Sie die Kinderrechte!
Erneut starker Anstieg: 2000 minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr
Kritik und hoher internationaler Druck auf Deutschland zur Einhaltung des Straight-18-Standards
Berlin, 4.2.2023. Die Zahl der minderjährigen Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr ist im vergangenen Jahr erneut stark gestiegen, es wurden 1.996 Jugendliche im Alter von 17 Jahren rekrutiert – ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der zweithöchste Wert bisher. Darunter waren 315 Mädchen. Mehr als jeder zehnte (10,6%) neueingestellte Soldat oder Soldatin war 2023 minderjährig, dies ist prozentual der höchste Wert bisher. Dies geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine schriftliche Frage des Abgeordneten Ali Al-Dailami hervor.
„Statt ihr Versprechen einzuhalten und die Rekrutierung Minderjähriger als Soldatinnen und Soldaten zu beenden, steigen die Zahlen seit Antritt der Ampelregierung immer weiter an, seit 2021 um 61%. Wir appellieren an Minister Pistorius: Beenden Sie endlich dieses Trauerspiel und respektieren Sie die Kinderrechte! Hat die Bundeswehr das wirklich nötig?“ fragt Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation terre des hommes, Sprecher des Bündnis „Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“.
Die Fakten für das seit langem überfällige Ende der Rekrutierung Minderjähriger könnten eindeutiger nicht sein: Deutschland ist in einer absoluten Minderheitenposition, nur wenige Länder weltweit rekrutieren überhaupt noch Minderjährige als Soldaten, und es werden immer weniger. Der internationale Druck auf Deutschland, endlich auch den sog. Straight 18-Standard einzuhalten, wie schon über 150 Staaten weltweit, wächst immer mehr.
Schweden, künftiges NATO-Land, hat Deutschland im November vor dem UN-Menschenrechtsrat wegen der Rekrutierung Minderjähriger kritisiert und aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen. Das gleiche fordert seit 2008 der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes, der die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention überprüft. Er hat 2022 Deutschland außerdem aufgefordert, „unverzüglich Berichte über sexuellen Missbrauch, sexuelle Belästigung und sonstige Formen von Gewalt gegen Kinder in den Streitkräften zu untersuchen und zu gewährleisten, dass die Täterinnen und Täter strafrechtlich verfolgt und bestraft werden.“ Denn Berichte aus dem Verteidigungsministerium belegen, dass Minderjährige bei der Bundeswehr regelmäßig Opfer von sexueller Gewalt, Mobbing und Unfällen werden – meist ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen.
„Statt Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren besonders zu schützen, wie es die UN-Kinderrechtskonvention vorschreibt, macht die Bundesregierung mit der Rekrutierung von immer mehr Minderjährigen als Soldatinnen und Soldaten das Gegenteil: Ohne Not setzt sie sie den hohen Risiken einer militärischen Ausbildung und des Soldatenberufs aus“, sagt Klaus Pfisterer von der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK. „Dazu kommt, dass das kaum jemand in der Bundeswehr sinnvoll findet, wie wir aus vielen Gesprächen mit Soldaten und Ausbildern der Bundeswehr wissen“, ergänzt Michael Zimmermann von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. „Denn es gibt viele praktische Probleme und den meisten Minderjährigen fehlt die Reife für diesen Beruf, fast ein Drittel kündigt schon in der Probezeit und viele weitere danach.“
Das Bündnis “Unter 18 Nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr” wird getragen von zehn Organisationen aus den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Kirche und Gewerkschaften.
Weitere Informationen:
- Forderung Schwedens im November 2023 im UN-Menschenrechtsrat an Deutschland: Cease recruiting minors into the armed forces, in line with the recommendations of the Committee on the Rights of the Child (Sweden)
- Forderungen (44a,b, 45a.b) des UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes an Deutschland, Sept. 2022
- Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Abgeordnetenfrage (1980034-V267, 2021), die belegt, dass minderjährige Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr zahlreichen Risiken (sexuelle Gewalt, Unfälle, psychische Erkrankungen, u.a.) ausgesetzt sind. Abrufbar unter: https://unter18nie.de/2021/09/17/pressemitteilung-minderjaehrige-soldatinnen-und-soldaten-erleiden-koerperliche-und-seelische-schaeden/
- Weitere Informationen: Interviews mit minderjährigen Bundeswehrsoldaten, Studie „Why 18 matters – eine Analyse der Rekrutierung von Kindern“ und Studie „Schattenbericht Kindersoldaten“
Kontakte:
Ralf Willinger, terre des hommes Deutschland, r.willinger@tdh.de, Tel. 0541-7101-108
Klaus Pfisterer, Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK, pfisterer@webstueck.de
Michael Zimmermann, Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, michael.zimmermann@evlks.de, Tel. 0341-9940-625
PM: Kampagne für den Stopp von FCAS
Die DFG-VK BaWü unterstützt nachfolgende Kampagen:
Zivilgesellschaftliche Organisationen starten neue Kampagne für den Stopp des teuren Hochrisikoprojekts FCAS „[ESC] FCAS: Cyberkampfjets stoppen!“, die sich für den Stopp des in der Entwicklung befindlichen Projekts „Next Generation Weapon Systems im Future Combat Air System“ (kurz NGWS im FCAS) einsetzt, welches in der Öffentlichkeit oft verkürzt als FCAS bezeichnet wird.
Im Rahmen der Verabschiedung des Haushalts für 2024 warnt die Kampagne vor enormen (Folge-)Kosten und fordert die Abgeordneten des Bundestages zu einem Stopp des risikobelasteten Gemeinschaftsprojekts auf. Im Zentrum des als vermutlich teuersten europäischen Rüstungsprojekts des Jahrhunderts bezeichneten Systems soll ein Kampfflugzeug der sechsten Generation stehen, welches umgeben ist von autonomen Drohnen, genannt Remote Carrier, die das Flugzeug bei der Missionsausführung KI-gestützt unterstützen sollen.
FCAS soll frühestens 2040 den Projektnationen Frankreich, Deutschland und Spanien (Belgien ist derzeit Beobachter) zur Verfügung stehen. „FCAS wird als Trägersystem auch mit Atomwaffen bestückbar sein. Die Beteiligung des Bundes an einem exorbitant teuren Projekt, lässt erahnen, dass die Bundesregierung überhaupt kein Interesse an echter nuklearer Abrüstung hat“, so der Vorsitzende von IPPNW Deutschland, Dr. Lars Pohlmeier.
Der wichtigste Treibstoff für das Projekt sind Daten, die in einer AirCombatCloud, sprich einer Datenwolke, für den Luftkampf durch alte und neue Waffensysteme gefüttert und von einer KI nach Bedrohungen und Zielen durchforstet werden. Durch viele kommerzielle Einsätze von KI wissen wir von der Fehleranfälligkeit solcher Systeme, die oft marginalisierte Gruppen weiter diskriminiert und gefährdet. Auch im militärischen Bereich werden ähnliche Anwendungen längst auf den Schlachtfeldern unserer Zeit eingesetzt, mit dem Ziel, schneller als der Gegner agieren und schießen zu können (Siehe zu KI in FCAS auch eine kürzlich erschienene Studie der Informationsstelle Militarisierung, IMI). Der Autor der genannten Studie kritisiert: „Während international noch um die Regulierung von KI und ihre militärischen Anwendungen gerungen wird, schaffen die beteiligten Regierungen mit der Entwicklung von FCAS Fakten für die großflächige Nutzung Künstlicher Intelligenz u.a. bei der Zielfindung und im Elektronischen Kampf.“
Ein weiterer Grund für den Start der Kampagne sind die astronomischen Kosten, die mit dem Projekt einhergehen. Allein die Entwicklungskosten werden auf 100 Milliarden Euro geschätzt. Doch das ist erst der Anfang: Wie kürzlich in einer Studie von Greenpeace errechnet wurde, könnte das Projekt über den Lebenszyklus zwei Billionen Euro verschlingen. Dabei zeichnet sich ab, dass die Rüstungsindustrie viel zu spät liefern wird, von zehn Jahren ist jetzt schon die Rede. 2021, kurz vor der Entscheidung des Bundestags über Finanzmittel für das Projekt warnte der Bundesrechnungshof wie das Beschaffungsamt der Bundeswehr vor Risiken des Projekts.
Die einseitige Priorisierung des Militärischen birgt zudem soziales Konfliktpotenzial. Marius Pletsch von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) meint: „Gebunden durch die selbst angelegten Fesseln der Schuldenbremse geht die Priorisierung fraglicher Rüstungsprojekte wie dem Cyberkampfjetsystem FCAS zulasten wichtiger staatlicher Aufgaben, wie der Eindämmung der Klimakatastrophe, der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, der Beendung von Kinderarmut und der Gewährleistung funktionierender öffentlicher Mobilität.“
Daher fordert die neue Kampagne die Abgeordneten des Bundestages zu einem sofortigen Stopp des enorm kostspieligen Hochrisikoprojekts FCAS auf.
Für Interviews oder bei Nachfragen nehmen Sie bitte jederzeit Kontakt zu uns auf:
Marius Pletsch (DFG-VK): pletsch@dfg-vk.de, +49 175 3503405
Christoph Marischka (IMI): imi@imi-online.de, 07071/49154
Frederic Jage-Bowler (IPPNW): jagebowler@ippnw.de, 03069807415
Pressemitteilung der Kampagne „[ESC] FCAS: Cyberkampfjets stoppen!“, 2. Februar 2024
KUNDGEBUNG ZUM PROZESSBEGINN VON BUNDESWEHR-KOMMANDEUR
MARKUS KREITMAYR WEGEN MUNITIONS-DIEBSTÄHLEN IN SEINER EINHEIT
Wann: Freitag, 2. Februar 2024, 8.30 bis 9.30 Uhr (Aufbau der Aktion ab 8 Uhr)
Wo: Landgericht Tübingen (Doblerstraße 14, 72074 Tübingen)
Warum: Am 2. Februar 2024 beginnt um 9 Uhr vor dem Landgericht in Tübingen das Verfahren gegen den ehemaligen Kommandeur der Bundeswehr-Eliteeinheit „Kommando Spezialkräfte“ (KSK) Markus Kreitmayr. Der Brigadegeneral hatte in der Kaserne seiner Einheit in Calw eine „Amnestie Box“ aufgestellt, in der zuvor von Soldaten gestohlene Munition anonym und ohne Konsequenzen zurückgegeben werden konnte. Der Wert der fehlenden Munition soll rund 28.000 Euro betragen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Kreitmayr unterlassene Mitwirkung bei Strafverfahren nach Paragraf 40 des „Wehrstrafgesetzes“ vor – dies kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden kann. Das Delikt entspricht im zivilen Leben der Strafvereitelung im Amt mit dem Ziel, Untergebene vor einer Strafe zu schützen. Als die Vorwürfe gegen Kreitmayr im Sommer 2021 bekannt wurden, gab es bereits eine Protestaktion vor dem Bundestag in Berlin.
Was: Bei der Aktion werden drei als KSK-Soldaten – in voller Tarnmontur – gekleidete Aktivisten vor der Kulisse Landgerichts die Skandale der Bundeswehr-Einheit unter Kreitmayr vorführen: Einer wird einen (künstlichen) blutverschmierten Schweinekopf in Händen halten, ein anderer rechtsextreme Symbolik zeigen und der dritte Munitionskisten und Munition tragen. Damit symbolisieren wir die skandalträchtigen „Partys“ einiger KSK-Soldaten (bei denen reale Schweineköpfe verwendet wurden), die rechtsextremen Vorfälle in der Einheit sowie den Munitionsklau. Dafür werden wir auch – wie es der reale Markus Kreitmayr machte – eine „Amnestie-Box“ aufstellen. Ein weiteres Element unserer Aktion werden Aktivist*innen sein, die ein Transparent mit der Aufschrift „KOMMANDO SPEZIALKRÄFTE AUFLÖSEN“ und dem durchgestrichenen Wappen der Einheit halten werden sowie thematisch passende Schilder.
Wer: Die Aktion wird organisiert und durchgeführt von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und der Informationsstelle Militarisierung.
Pressekontakt:
Michael Schulze von Glaßer svg@dfg-vk.de, 0176-23575236
Luca Heyer (Informationsstelle Militarisierung) luca@imi-online.de, 0157-75609889
Zur Absicht von Boris Pistorius, die deutsche Bevölkerung wieder kriegsfähig zu machen:
Pressemitteilung, 31.10.23
Es war einmal … als „Nie wieder Krieg!“ eine Bedeutung hatte. Als der Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) sagte: „Frieden ist der Ernstfall“. Als der Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) für seine auf Ausgleich, Entspannung und Versöhnung gerichtete Politik den Friedensnobelpreis erhielt. Und heute? Der SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine „Zeitenwende“ verkündet, die vor allem massive Aufrüstung bedeutet. Und der SPD-Minister Boris Pistorius verwandelt sich zunehmend vom Verteidigungs- zum Kriegsminister, wenn er öffentlich bekundet. „Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein, und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“
Als Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK) halten wir weiter an der Forderung unserer Gründerin Bertha von Suttner fest: Die Waffen nieder! Gemäß unserem pazifistischen Programm bleiben wir dabei: Mit Krieg werden Konflikte nicht gelöst, sondern nur neue Konflikte und neue Gewalt hervorgerufen. Krieg schafft keine gesellschaftliche Sicherheit. Mit Krieg werden Menschenrechte nicht geschützt, sondern nur menschliches Leben vernichtet. Mit Krieg wird nicht zur Lösung der drängenden globalen Probleme wie Armut, Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Klimawandel beigetragen, sondern diese Probleme werden nur noch verstärkt.
Die SPD hat über die Jahrzehnte immer wieder wertvolle und wichtige Impulse für die Friedensbewegung gesetzt, viele ihrer Mitglieder waren aktiver Teil der Friedensbewegung. Mit einem Aufrüstungskanzler Scholz und einem Kriegsertüchtigungsminister Pistorius verabschiedet sich die SPD aus der Friedensbewegung.
Gewalteskalation in Nahost stoppen!
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen (DFG-VK), 12. Oktober 2023
Der DFG-VK Bundesverband verurteilt aufs Schärfste die Gewalteskalation in Nahost durch den Angriff der Hamas und den Gegenangriff durch das israelische Militär. Bereits über 1.000 Tote binnen weniger Tage auf beiden Seiten sind das bisherige Resultat dieser kriegerischen Auseinandersetzung.
Für diesen Angriff der Hamas gibt es keine Rechtfertigung oder Entschuldigung. Weder die ständigen Einschränkungen der Rechte der Palästinenserinnen durch Besatzung noch Siedlungsbau jenseits der grünen Linie oder die sehr schwierigen Lebensbedingungen in Gaza und der Westbank. Bomben und Raketen auf Städte, ein Angriff auf ein friedliches Musikfest, bei dem Feiernde getötet oder verschleppt wurden, sind ein Verbrechen. In der israelischen Zivilgesellschaft gibt es auch Militärdienstverweigernde, die aus Protest gegen die Unterdrückung der palästinensischen Menschen ihren Reservistenstatus aufkündigten. Massenproteste gegen die Netanjahu-Regierung gab es in den letzten Monaten nicht nur wegen deren Plänen, die Rechtsstaatlichkeit stückchenweise abzubauen. Für diese Protestbewegung in Israel bedeutet der Angriff und der nun ausgerufene Kriegszustand die deutliche Einschränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten. Der DFG-VK Bundesverband verlangt die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln. Geiselnahme ist ein Kriegsverbrechen. Die Gewaltspirale muss sofort gestoppt werden. Die Drohung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, alle Orte in Schutt und Asche zu legen, von denen er annimmt, dass sich dort die Hamas versteckt, ist ebenso unerträglich wie die Eskalationsdrohungen und die Angriffe der Hisbollah aus dem Libanon und weitere Angriffe aus Syrien. Keiner der Toten wird durch Vergeltung wieder lebendig.
Als politische Pazifistinnen lehnen wir die Gewalteskalation nicht nur aus moralischen Gründen ab, sondern sehen einmal mehr, dass sie das vermeintlich verfolgte politische Ziel konterkariert. Der Angriff der Hamas wird die Lage der Palästinenserinnen ebenso wenig verbessern wie der Gegenschlag des israelischen Militärs den Menschen in Israel dauerhaft Sicherheit bringen wird.
Bis auf religiöse und politische Extremistinnen und Waffenhersteller wird es – wie in allen Konflikten – nur Verliererinnen geben. Dabei führt der Konflikt über den Nahen Osten hinaus zu mehr Unfrieden: Menschen jüdischen Glaubens werden – auch in Deutschland – von vielen Seiten zunehmend bedroht und Palästinenserinnen mit legitimen politischen Forderungen drohen pauschal als mit der Hamas sympathisierend diffamiert zu werden. Es hat sich gezeigt, dass Einflussnahme aus der Weltgemeinschaft auch im Nahostkonflikt deeskalierend wirken kann. So beteiligt sich die einst kriegerische Fatah seit Jahren nicht mehr militärisch an dem Konflikt. Unparteiische Vermittlung mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands ist jetzt dringend geboten. Die Lieferung von Waffen in Krisen- und Kriegsgebiete lehnen wir ab – auch in diesem Konflikt. Die Gewalt in Nahost muss beendet werden. Eine israelische Bodenoffensive in Gaza, die Ausweitung des Konflikts auf den Libanon und auf weitere Teile der Region würde zahlreiche weitere Opfer, vor allem unter der Zivilbevölkerung, zur Folge haben. Die Bundesregierung sollte hier mäßigend eingreifen und diplomatische Initiativen starten.
Presseinformation und Presseeinladung: 40 Jahre Menschenkette Süddeutschland – 300.000 Teilnehmende
Sehr geehrte Presseschaffende,
am 22. Oktober 2023 jährt sich zum vierzigsten Mal die einmalige Großdemonstration der süddeutschen Friedensbewegung in Form einer Menschenkette zwischen Stuttgart und Neu-Ulm an der ca. 300.000 Menschen teilgenommen haben. Diese Friedenspolitische Aktion ging als Massenaktion in die Geschichte ein. Der Ideengeber der Menschenkette Ulli Thiel ist leider vor 9 Jahren verstorben.
Seine Frau, Sonnhild Thiel und Klaus Pfisterer, beides Zeitzeug*innen der Menschenkette und seit über 40 Jahren aktiv in der Deutschen Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen (DFG-VK) stehen ihnen gerne als Zeitzeug*innen für Interviews zur Verfügung.
Um einen Termin zu vereinbaren erreichen sie:
Sonnhild Thiel unter der Telefon Nr. 0721-552270 und unter der E-Mail: suthiel@t-online.de
Klaus Pfisterer unter der Telefon Nr. 01606646518 und unter der E-Mail: pfisterer@dfg-vk.de
In der derzeit angespannten Weltlage ist es unserer Meinung nach besonders wichtig das Thema Frieden, das verbindende der Menschen und die Hoffnung für junge Menschen herauszustellen. In der Hoffnung, dass sie dem historischen Thema Menschenkette und der Hinarbeit zum Frieden Raum in ihrer Publikation geben werden,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Anete Wellhöfer
Pressemitteilung zum Weltfriedenstag am 21. September 2023
Ulli-Thiel-Friedenspreis „Frieden schaffen ohne Waffen“ für Schulen in Baden-Württemberg 2023/24
1981 wurde von der UNO Generalversammlung beschlossen, den 21. September als Weltfriedenstags zu begehen. An diesem Tag startet der Ulli-Thiel-Friedenspreis für Schülerinnen, Lehrerinnen und Schulen in Baden-Württemberg im Schuljahr 2023/24. Der Wettbewerb wird zum fünften Mal angeboten und richtet sich an Einzelpersonen, Klassen, Arbeitsgruppen und Schulen aller Alters- und Klassenstufen. Für den Preis kann ein Friedensthema gewählt werden, das in den baden-württembergischen Bildungsplänen verankert ist. Es können Arbeiten zum Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ in Form von Bildern, Plakaten, Kunst-werken, Collagen, Videos, Audiodateien, Unterrichtseinheiten, Projekten, Gedichten, Texte, Songs u.a. eingereicht werden.
Die Veranstalter, die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Landes-verband Baden-Württemberg, die Evangelische Landeskirche in Baden, pax an! – Werkstatt für Pazifismus, Friedenspädagogik und Völkerverständigung, pax christi Baden-Württemberg, die Evangelische Landeskirche in Württemberg und zum ersten Mal die GEW Baden-Württemberg möchten mit dem Preis die Friedens-bildung an den Schulen weiter stärken.
In den vergangenen vier Jahren beteiligten sich bereits 65 Schulen mit über 80 Arbeiten. Die Preisträger ka-men dabei aus allen Schularten. Dies war für viele Schulen Motivation, sich am Friedenspreis zu beteiligen, zumal der Wunsch nach friedlichen Konfliktlösungen in den Schulen stark ausgeprägt ist. Darauf setzen die Veranstalter auch in diesem Jahr und sind erfreut, dass sich der Friedenspreis zusehends in den Schulen etabliert.
Der Namensgeber Ulli Thiel (1943 – 2014) war Sonderschullehrer an der Erich-Kästner-Schule für hör- und sprachgeschädigte Kinder und Jugendliche in Karlsruhe. Er war jahrzehntelang mit seiner Frau Sonnhild aktiv in der Friedensbewegung, insbesondere in der DFG-VK. Außerdem engagierte er sich in der Friedensarbeit der Badischen Landeskirche und wirkte viele Jahre im Beirat der Arbeitsstelle Frieden mit. Er war Ideengeber der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm 1983, der größten Aktion der Friedensbewegung in Deutschland mit 400.000 Menschen.
Alle Einsendungen für den Friedenspreis können mit einer kurzen Beschreibung eingereicht werden an: DFG-VK Baden-Württemberg, Werastraße 10, 70182 Stuttgart oder per E-Mail an ba-wue@dfg-vk.de. Der Einsen-deschluss ist der 12. April 2024. Es werden wieder mehrere Preise ausgelobt, der 1. Preis mit 500 €. Die Preisverleihung findet am 21. Juni 2024 im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe statt. Alle Infos unter: www.ulli-thiel-friedenspreis.de“
Friedensaktionen in zahlreichen Städten geplant
Unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!“ rufen Friedensgruppen rund um den internationalen Tag des Friedens der Vereinten Nationen am 21. September 2023 zu Antikriegs-Protesten auf.
Vom 18. bis 24. September 2023 wird es in mehr als 10 Städten Protestaktionen gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf sein Nachbarland Ukraine geben. Ein Bündnis aus 17 Friedens-, Umwelt- und antifaschistischen Gruppen ruft zu den Aktionen auf:
- Am Montag, dem 18. September 2023, findet auf dem Kirchplatz Sankt Stephan in der Karlsruher Innenstadt um 16 Uhr eine erste Kundgebung in der „Stoppt das Töten“-Aktionswoche statt.
- In Frankfurt am Main wird es am Dienstag, dem 19. September 2023, ab 17 Uhr eine Kundgebung an der Hauptwache geben. Dabei sollen gemeinsam Friedenslieder gesungen werden.
- Am 21. September 2023 (Donnerstag), dem Tag des Friedens der Vereinten Nationen, wird um 18 Uhr ein großes aufblasbares zerbrochenes Gewehr vor die russische Botschaft in Berlin gestellt. Dazu wird es einige Reden geben.
- Eingebettet in die Aktionswoche findet am 23. September 2023 von 13:30 bis 20:30 Uhr in Bonn zum 180. Geburtstag der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner ein Symposium statt. Neben internationalen Redner*innen wird auch die Theologin Margot Käßmann einen Input geben. Alle Informationen sowie die Möglichkeit sich anzumelden gibt es hier.
- Weitere Friedensaktionen sind u.a. in Mannheim, Kassel, Halle (Saale), Mainz und Nürnberg geplant. Details finden sich auf der Bündniswebsite: www.stoppt-das-toeten.de
In dem Aufruf zu den Aktionen wendet sich das Bündnis „Stoppt das Töten“ insbesondere an die Bundesregierung, die russische Regierung und internationale Organisationen: „Wir fordern diplomatische Initiativen durch die Bundesregierung, die EU, die Vereinten Nationen, die OSZE und andere“, heißt es im Aufruf zu der Aktionswoche. Der Einsatz völkerrechtlich geächteter Streumunition müsse eingestellt werden. „Die Lieferung von immer mehr Waffen erfüllt uns mit großer Sorge“, so das Bündnis. An Russland ergeht in dem Aufruf die Forderung, sein Militär aus der Ukraine zurückzuziehen: „Russland hat diesen Krieg begonnen. Russland kann ihn jederzeit beenden.“ Von der Bundesregierung fordern die Veranstalter*innen, das Aufrüstungsprogramm für die Bundeswehr zu beenden.
Eine Liste der geplanten Proteste, den vollständigen Aufruf sowie Materialien gibt es auf der Aktionswebsite: www.stoppt-das-toeten.de
Aufrufende Organisationen: Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden | Attac | BGE Rhein-Main | Bund für Soziale Verteidigung | church & peace | Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen | Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden | Frauennetzwerk für Frieden | Internationale der Kriegsdienstgegner*innen | IPPNW | Naturfreunde Deutschlands | Netzwerk Friedenskooperative | Ohne Rüstung Leben | pax christi | Peace4Future | Sicherheit neu denken | Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Jede weitere Million fürs Militär verursacht neue Klimaschäden
Pressemitteilung zum 15.09.23
Die DFG-VK Baden-Württemberg unterstützt den Aufruf von Friday for Future (FfF) zum Klimastreiktag am Freitag, 15. September 2023. Damit der Planet Erde überleben kann, fordert die baden-württembergische DFG-VK ein Umdenken und Abrüstung jetzt.
Ein großer Emittent, wenn es um die Erderwärmung geht, ist das Militär. Deutschland muss rapide seine Treibhausgas-Emissionen reduzieren, das betrifft auch und im Besonderen das Militär.
„Bislang wurden die Emissionen des Militärs nicht berücksichtigt, das können wir uns bei dem fortschreitenden Klimawandel nicht mehr leisten“, sagt Anete Wellhöfer, Geschäftsführerin der DFG-VK BaWü. Und weiter: „Jeder Krieg ist eine ökologische Katastrophe, und das Augenmerk auf das Militär und sein Beitrag zur Klimakatastrophe muss ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit.“
Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Treibhausgas-Emissionen.
Anete Wellhöfer: „Wir fordern, dass die Emissionen des Militärs öffentlich gemacht werden, dies ist derzeit noch nicht der Fall.“
Beispiele von Emissionen durch das deutsche Militär:
Der Leopard-2-Kampfpanzer verbraucht im Gelände rund 530 Liter Diesel auf 100 Kilometer.
Der Minenräumpanzer Keiler verbraucht 580 Liter auf 100 Kilometer.
Der Eurofighter verbraucht pro Flugstunde 3,5 Tonnen Treibstoff. 2018 verbrauchten die Eurofighter der Bundeswehr mehr als 10.000 Flugstunden in der Luft, das bedeutet über 115.000 Tonnen CO2. Es bräuchte mehr als 9 Millionen Bäume, um diese Menge an Kohlendioxid zu speichern.