– Neue Studie (PDF) belegt gesellschaftliche Normalisierung von Waffengeschäften
– Rheinmetall hält trotz Zeitenwende an Geschäften mit Despoten fest
– Proteste gegen Werbepartnerschaft bei BVB-Mitglieder- und Hauptversammlung am 24.
bzw. 25. November 2024 in Dortmund
Seit Mai ist der Rüstungskonzern Rheinmetall Sponsor des Fußballbundesligisten Borussia
Dortmund. Eine Studie, herausgegeben von der „Informationsstelle Militarisierung“, der „Deutschen
Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) und dem „Dachverband der
Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“, zeigt nun auf, wie die Werbung im Stadion zu einer
gesellschaftlichen Normalisierung von Waffengeschäften führen soll. Vor der Mitglieder- und der
Aktionärsversammlung des BVB sind Protestaktionen angekündigt.
„Rheinmetall ist auf die öffentliche Bühne gekommen, um zu bleiben“, so das Fazit der heute
veröffentlichten Studie über die Präsenz des Rüstungskonzerns in der öffentlichen Wahrnehmung. Die
seit Mai 2024 bestehende Sponsoringpartnerschaft mit dem Bundesligisten Borussia Dortmund sei
dafür ein wichtiger Baustein: „Rheinmetall versucht die BVB-Fans für sich zu gewinnen, damit diese die
Geschäfte des Düsseldorfer Konzerns nachhaltig befürworten“, erklärt Jonas Uphoff, Autor der Studie
zu seinem Ergebnis: „Rheinmetall geht es um Akzeptanz und Normalisierung seitens der
Mehrheitsgesellschaft. Der Konzern ist höchst relevant für die aktuelle Aufrüstung des deutschen
Staates, doch auch Exportgeschäfte mit anderen Ländern steigen wie nie zuvor. Dieser wirtschaftliche
Höhenflug soll nun von einer Normalisierung flankiert werden, während der Konzern früher für
Rüstungsexporte in Krisengebiete scharf kritisiert wurde“, so Uphoff von der Informationsstelle
Militarisierung.
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hat für die anstehende
Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA einen Antrag gegen den Werbedeal
gestellt: „Die Debatte um den Krieg in der Ukraine darf nicht dazu führen, Rüstungskonzerne plötzlich
als Garanten der weltweiten Sicherheit einzustufen. Konzerne wie Rheinmetall, die bereitwillig auch
die Despoten dieser Welt mit Waffen beliefern, dürfen durch Werbedeals keine Bühne für
Imagepolitur erhalten“, so Barbara Happe, Vorständin des Dachverbandes. Rheinmetall hat in den
letzten Jahren u.a. Saudi-Arabien, Ägypten und Katar mit Waffen beliefert – auch mit Russland wollte
man noch nach der Annexion der Krim 2014 zunächst weiter Geschäfte machen. Der Dachverband
warnt andere BVB-Sponsoren wie Puma oder Signal Iduna davor, dass das negative Image von
Rheinmetall auch auf sie abfärben könnte. „Diese Konzerne riskieren, dass ihre Namen künftig auch
mit Zerstörung und Menschenrechtsverletzungen assoziiert werden.“
„Als BVB-Fan finde ich es besonders bitter, dass Borussia Mönchengladbach mehr Moral besitzt und
einen Werbedeal mit Rheinmetall ausgeschlagen hat“, zeigt sich Michael Schulze von Glaßer,
politischer Geschäftsführer der DFG-VK, enttäuscht: „Der BVB-Vorstand verstößt mit dem Geschäft
gegen den Grundwertekodex des Vereins, in dem sich klar gegen Gewalt ausgesprochen wird – Waffen
sind nun einmal pure Gewalt“, so Schulze von Glaßer – und weiter: „Ich habe in den letzten Monaten
viele traurige Nachrichten von Fans bekommen, die dem Verein aufgrund ihrer Enttäuschung über den
Rheinmetall-Deal den Rücken gekehrt haben – meine ‚Echte Liebe‘ zum BVB hat auch sehr gelitten
aber das ändert sich hoffentlich in den nächsten Tagen wieder.“
Protestaktionen: Am Sonntag, den 24. November 2024 findet in der Westfalenhalle in Dortmund die
Mitgliederversammlung und am Montag, den 25. November 2024, an gleicher Stelle dieHauptversammlung von Borussia Dortmund statt. An beiden Tagen finden jeweils von 10 bis 11 Uhr
vor dem Eingang 2/Eingang Nord Protestaktionen statt – dazu wird ein großer Rheinmetall-Panzer auf
dem Platz vor der Westfalenhalle stehen und BVB-Fans und Aktivist*innen werden die neue Studie
sowie Flugblätter an die anreisenden Mitglieder und Aktionär*innen verteilen. Sowohl auf der
Mitglieder- als auch auf der Hauptversammlung gibt es zudem Anträge auf Kündigung der Rheinmetall-
Werbepartnerschaft.
Bereits bei Bekanntwerden des Rheinmetall-Deals hat die DFG-VK eine Protestaktion vor der BVB-
Geschäftsstelle in Dortmund organisiert und beim ersten Heimspiel der aktuellen Bundesliga-Saison
gab es sowohl vor als auch im Westfalenstadion Proteste. Fast 100 BVB-Fanclubs haben sich im August
in einer Stellungnahme gegen die Rheinmetall-Kooperation ausgesprochen. In mehreren Online-
Petitionen (WeAct, OpenPetition, Change) haben rund 50.000 Menschen für die Kündigung des
Werbedeals unterschrieben.
Bei Fragen oder für Interviews stehen wir gerne zur Verfügung:
– Michael Schulze von Glaßer (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen; Anmelder der Protestaktionen in Dortmund): svg@dfg-vk.de, +49
176 23575236
– Barbara Happe (Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre; Stellerin des
Antrags für die Aufhebung des Rheinmetall-Werbedeals auf der Hauptversammlung der
Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA): dachverband@kritischeaktionaere.de, +49 172
6814474
– Jonas Uphoff (Informationsstelle Militarisierung; Autor der Studie „Rheinmetall in der
Zeitenwende – Wie ein Rüstungskonzern gesellschaftlich normalisiert wird und Borussia
Dortmund dazu beiträgt“): imi@imi-online.de
Pressemitteilung der Informationsstelle Militarisierung e.V., der Deutschen Friedensgesellschaft –
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. und des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und
Aktionäre e.V., Tübingen/Stuttgart/Köln, 21. November 2024