Bericht vom 08.06.24 in Stetten am kalten Markt.
Als Antimilitaristin ist es schon sehr erschreckend Zeugin zu sein, wenn 30.000 Menschen am zweiten Samstag im Juni sich vor den Kasernentoren in Stetten am kalten Markt (in der Nähe von Sigmaringen) ohne zu murren zwei Stunden in der Schlange ausharren, um Einlass in die Albkaserne zu erhalten. Jede Altersklasse war vertreten. Wir haben auch Kinder in Uniformen, so wie der Papa, gesehen.
Zwei Aktivistinnen haben sich das angetan, haben Leibesvisitationen und die Abgabe des Rucksacks über sich ergehen lassen. Ihr erster Stopp, das Panzerballett. Da wurde Großgerät vorgefahren, jemand gab die technischen Daten durch, aber nicht wie viele Sprit das Gerät im Einsatz verbraucht und dann haben sich die schweren Waffen im Kreis gedreht – das wars. Es war laut und hat gestunken – und die Zuschauer*innen habe geklatscht.
Konsequenterweise war auch der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge mit einem Stand vor Ort. Wenn wir über Militär reden, dann auch über Tod. Als wir an dem Stand vorbei gingen, wurde „überraschenderweise“ dem wenig Interesse geschenkt.
Ganz weit hinten haben wir dann einen wenig besuchten (heißt, wir mussten keine Ewigkeit anstehen) Leopard 2 ATV gefunden und die Gelegenheit genutzt, um unseren stillen Protest auszudrücken, siehe Foto. Eine von uns kletterte auf den Panzer, und hielt die DFG-VK Fahne hoch, darunter haben wir „ FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN“ mit Malerkrepp aufgehängt. Die Reaktion der älteren, männlichen Besucher ließ nicht auf sich warten, „geht doch nach Russland“, „so eine Unverschämtheit sowas aufzuhängen“, „das ist Sachbeschädigung, haut sofort ab“, „schwenkt das Zielrohr einmal rum, dann ist die Sache erledigt“, usw. usf.
Einige in Uniform wandten ihren Blick in die andere Richtung als sie uns sahen. Machte den Eindruck, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Dann standen drei Polizist*innen in ca. 20 Meter Entfernung und beratschlagten einige Zeit und telefonierten immer wieder und irgendwann, gefühlt eine Ewigkeit kam eine Gruppe von Feldjägern, forderte uns auf vom Panzer runterzuklettern, auf Nachfrage warum, weil sie das Hausrecht haben. Sie notierte sich unsere Personalien, dann kam die Polizei und verhandelte mit den Feldjägern (Militärische Polizei) wer denn nun für uns zuständig ist. Auch die Polizei notierte sich unsere Personalien. Die Feldjäger eskortierten uns zum Ausgang. Dort stießen wir auf die Mahnwache der DFG-VK mit Infostand, Musik, Showeinlagen, Seifenblasen und Redebeiträgen.
Einige Besucher*innen machten am DFG-VK Stand halt, suchten das Gespräch, informierten sich und nahmen Infomaterial mit. Ein Sympathisant, der in einer Rottweiler Zeitung unsere Pressemitteilung gelesen hatte, kam daraufhin vorbei und unterstützte uns.
Es war gut und richtig, dass wir als DFG-VK vor Ort waren, als Antimilitaristinnen gut sichtbar und gesprächsbereit.
Wir kommen wieder.